Montag, 22. Mai 2017

Das neueste Erlebnis mit einem Appdeppen

Lauf ich am Samstag so die Weyprechtstraße lang in Richtung Kreuzung und will grad über die Ampel gehen, weg von der Straße Richtung Grün, da spricht mich eine junge Frau an, hält mir ihr Handy unter die Nase und fragt mich, ob ich wüßte wo hier in der Nähe diese Hermes-Annahmestelle sei.

Wußte ich natürlich: Die Hauptstraße da rauf und dann links in der Putzerei wo 'Reinigung Kingsgard' dransteht.

Ich dachte immer, wenn man ein Handy hat dann findet man was man sucht? Mit GPS und was weiß ich noch allem?

Als ich meiner Kollegin von den jungen Leuten erzählte, die mich im Wald angesprochen hatten weil sie nicht wußten wo das Häuserl am Roan ist obwohl sie alle auf ein Handy geguckt haben, da meinte sie, die hätten halt im Wald keinen Empfang gehabt (wobei das der WaldRAND bei Pötzleinsdorf war, da sollte schon Empfang sein).
Nun aber, in der Großstadt München, also da WAR Empfang, hab's ja gesehen, das Ding war angedreht.

Ich bin wirklich entzückt.
Da schleppt jeder so ein sauteures Ding umeinander mit sechzig Apps drauf, aber wenn sie was suchen müssen sie dennoch die Leute fragen.
Cool.
Leute fragen kann ich auch ohne Handy!




Mittwoch, 17. Mai 2017

Das Familientreffen

Voriges Wochenende war Familientreffen in Augsburg. Am Samstag wollten wir uns zum Essen in einem Gasthaus in der Radegundis treffen, es sind auch alle pünktlich hingekommen - alle bis auf Cousine Elvira. Jetzt wollten wir halt nicht mit dem Essen anfangen bevor sie da ist, und warteten, und warteten ... sag ich zu meinem Bruder: Ruf sie doch einfach an, für was habt ihr denn eure Handys?
Jaaaa, meint er, sie sitzt doch grad im Auto ...
Also hat er eine SMS geschrieben.
Die ohne Antwort blieb.


Auf die nochmalige Aufforderung, die Säumige einfach anzurufen, antwortete er ausweichend, sein Handy würde nicht so gut funktionieren, also eigentlich nicht wirklich, weil sein Anbieter mit einem anderen Betreiber fusioniert hätte, und nun könne er nicht mehr richtig telefonieren damit. Man könne ihn zwar anrufen, aber dann nicht mit ihm reden.
Auf das Angebot meines anderen Bruders, doch sein Smartphone zu verwenden, antwortete er: Ach nein, meine Nummer kennt sie, deine nicht.


Wir warteten also weiter ... schlußendlich kam der ersehnte Wagen der Kusine dann doch dahergerollt und wir konnten unser Essen bestellen.


Mein Bruder zur Kusine: Hast du meine SMS nicht bekommen?
Sie so: Ach, du hast mir eine SMS geschickt? Hab ich garnicht mitgekriegt, aber ich hab dich angerufen!!!
Mein Bruder: Nee, mich hat keiner angerufen!


Ein Telefonnummernvergleich erbrachte: Sie hatte auf seiner Festnetznummer angerufen, was ja nicht wirklich was bringt wenn er unterwegs ist.


Ich hab mich totgelacht und hochzufrieden konstatiert: Da hat jeder ein Handy und es bringt trotzdem nix!


Am Vormittag dieses Tages war es für mich sogar von großem Vorteil gewesen, kein Handy zu haben.
Ich hatte mich um dreiviertel 11 mit großem Durst nach einem Spaziergang von Inningen her bei der Kulperhütte eingefunden und wollte mir eine Rhabarberschorle bestellen.
'Wir machen erst um 11 auf' hieß es - also hab ich mich halt an einen Tisch bei der Ausschank gehockt und gewartet.
Als es auf meiner Uhr (ok, sie geht ein BISSI vor) 11 Uhr war bin ich wieder hin und zeigte diese vor: 'So,  nun isses aber Elfe!'.


Der junge Mann schmunzelte und meinte: 'Jetzt wart mer noch 20 Sekunden und dann steht die lange Schlange hinter Ihnen. Was kriegen Sie denn?'


Und tatsächlich, kaum hatte ich mich mit meiner Rhabarberschorle wieder hingesetzt, kamen all die Handybesitzer, auf deren Uhr es jetzt auch Elfe war, und begannen, sich zu einer LAAAAAAAAAAAAAANGEN Schlange zu formieren.
Da hätt ich mir einen Wolf gewartet und hätte am Ende unverrichteter Dinge wieder abziehen müssen, denn schließlich war ich zum Essen in der Radegundis verabredet, und da will man ja nicht zu spät kommen ...


Mittwoch, 3. Mai 2017

Es ist schon wieder was passiert ...

Ja keine Angst, kein Mord, wir sind hier ja nicht in der Phantasiewelt eines gewissen Herrn Haas sondern im durchaus realen München.

Ich hatte neulich mal über einen Vorfall beim Bücherschrank vor dem Nordbad berichtet, wo mich ein Wichtigtuer mit Weste total saublöd angeredet hat weil ich seiner Meinung nach zuviele Bücher mitgenommen habe. Und ich tierisch beleidigt war weil hier jeder tun und lassen darf wie er mag und dann komm ich und freue mich, daß da einige englische Liebesromane drin sind und schon kommt der Schlapfenwappler und scheißt mich zamm daß ich die mitnehme und macht obendrein noch weiter von wegen Bücher verkehrtrum reinstellen und alles durcheinanderbringen. Das mir, die ich oft Bücher umdrehe wenn sie falschrum stehen und generell auch für Ordnung sorge weil ich Bücher liebe und es nicht haben kann wenn die durcheinander sind. Da war ich sehr, sehr gekränkt ob dieses Rüffels und fühlte mich ungerecht behandelt!

Jetzt gestern, da bin ich nach dem Training (juhu der Arm wird immer besser, hab gestern schon vorsichtig Gewichtheben angefangen, wartet nur oh Wappler dieser Welt, bald quatscht mich keiner mehr ungestraft an!!) auf einen Spaziergang in den Nymphenburger Schloßpark gegangen, dort ist es einfach so schön und an einem Dienstag grad nochmal so schön weil da nicht soviele Leute unterwegs sind wie am Wochenende.

Wenn man nun vom großen See rüberkommt, da wo der Mnopteros steht, und auf die andere Seite vom Pagodensee möchte, da wo die Bankerln sind, dann muß man entweder ewig außenrumgehen oder man benutzt den Trampelpfad am See entlang. Es stehen zwar Schilder dran, daß man die Wiese nicht betreten soll, aber, so hab ich mir gedacht, der Weg ist ja zwischen See und Wiese, und wird offenbar auch eifrig benutzt, da wird das wohl so gemeint sein, daß man also am Pfad bleibt und nicht auf der Wiese auch noch rumtrampelt.

Ihr seht, ich mach mir da durchaus Gedanken ob man was darf oder nicht, am anderen Ende des Sees wäre ich nämlich auch schon sehr gerne mal am Ufer entlang wegen Fotos und so, aber da steht eben auch so ein Schild und es gibt KEINEN Pfad, also hab ich mich da lieber nicht hingetraut.

Komm ich also nach einem genüßlichen Aufenthalt auf einem der Bankerln wieder zurück, hatte mich erst ein bissl verlaufen und hab nun, angesichts des Pfades, grad wieder gewußt wo ich bin und laufe also am See entlang wieder rüber, da steht oben am Weg ein Wappler und schaut mich böse an:
'Sie können schon lesen was da auf dem Schild steht???' herrscht er mich an.
'Ja,' sag ich, 'aber ich war ja nicht auf der Wiese.'
'HMPF' macht er und geht weiter.

Da laufen also tausende von Leuten auf diesem Pfad am See entlang und kein Mensch sagt was. Aber kaum traut sich der Ev auch mal, wird er blöd angeredet.
WARUM?

Ok nach einigem Nachdenken hätt ich sogar eine Erklärung dafür.

Ich hatte mich zuvor wieder tierisch über eine Mutter aufgeregt, deren eines Kind (sie hatte zwei aber das zweite war brav) in einer Tour lautstark rumgegreint hatte. Während ich bei den Bächlein war: Gebrüll. Während ich vom Teich oben wieder runterkam: Gebrüll. Und grad als ich auf dem ach so verbotenen Pfad entlangwandelte: Gebrüll. Aber frage nicht. Das hat dermaßen über den gesamten See gehallt daß sich die Fische drunten  gegenseitig die Flossen in die Ohren gesteckt haben.

Und natürlich hab ich geschimpft und gewettert, daß einem von diesen rücksichtslosen Müttern der schöne Spaziergang versaut wird und warum die da nix dagegen tut oder halt dann weggeht mit dem Blag.

Es hat also jemand etwas getan (sein Kind ungehindert brüllen lassen) das sich meiner Meinung nach nicht gehört und ich war da sehr dagegen.

Und wie ich am Pfad gegangen bin hat halt der Wappler oben auch gemeint: Aha, da tut jemand etwas was sich nicht gehört und da bin ich sehr dagegen!
Und hat mich angeredet deswegen.
Und ich war dann genauso indigniert wie es die Mutter gewesen wäre hätte sie meine schwarzen Gedanken sehen können und mein Geschimpfe hören.

Naja, ob das eine Erklärung ist sei dahingestellt, mir hat der Wappler jedenfalls schon erst einmal die Freude an dem Nachmittag gehörig gedämpft. Aber nur vorübergehend.

Fotos wie dieses gehen sich halt nun einmal nur vom verbotenen Pfad aus aus:




Montag, 1. Mai 2017

Digital Leadership Store - das Einkaufen der Zukunft wird ohne den Ev stattfinden müssen

Da hab ich mir doch all die Jahre Sorgen gemacht, daß ich vielleicht bald elend verhungern muß wenn der seit langem prophezeite Ernstfall eintritt, alles zusammenbricht, der Mob die Geschäfte plündert und für Leute wie mich nichts mehr übrig ist.

Nun stelle ich fest, daß es soweit garnicht zu kommen braucht, ich werde schon viel eher nichts mehr zum Essen daheim haben, weil man ohne ein Studium und natüüüüüüüüüüüüüüüüürlich ohne Handy bald nicht mehr wird einkaufen können.

Ich zitiere aus der Zeitschrift NEWS vom 21.4.17:

' Derweil passiert in heimischen Supermärkten auch einiges: Der Supermarkt am Campus der Wirtschaftsuniversität Wien etwa fungiert als Digital Leadership Store von Spar. Vorbestellt wird per App Snack away ein vom Hörsaal aus vorkonfiguriertes Weckerl, beim Betreten des Supermarktes erinnern iBacons an die Bestellnummer, per Digital Signage auf den elektronischen Regaletiketten werden Preise gecheckt. An Self-Check-outs scannt der Kunde die Ware, um dann bargeldlos zu bezahlen. Ein vorrangiges Ziel dabei sei es, den Kunden trotz hoher Besucherfrequenz ein zeitsparendes Einkaufserlebnis zu bieten'

Aha.

Das einzige Wort, das ich hierbei ad hoc verstehe, ist 'Weckerl'. Und ja, diese Self-Check-outs hab ich auch schon gesehen und mich furchtsam dran vorbeigedrückt. Noch gibt es ja richtige Kassen auch. Also noch. Wo man keinen Nyfz braucht und kein Informatikstudium, und dennoch mit seinem Wasser und seinem Weckerl siegreich davonziehen kann. Kann es wirklich im Sinne der Sache sein, noch mehr Arbeitsplätze zu vernichten? Und wieso ist es zeitsparender, wenn der Kunde seine Ware selber scannt? Schneller als die beim Hofer ist doch eh keiner, erstens einmal, und zweitens, was für ein Erlebnis ist das denn dann, wenn man nach der Arbeit durch die Gänge hetzt, das was man sucht nicht findet und auch keiner mehr da ist den man fragen kann, sich die Preise mühsam am Handy anzeigen lassen muß weil sie nicht mehr dranstehen, und am Ende piiip piiip hektisch seine Sachen einscannen will und dann funktioniert der Schas wieder ned und der hinter dir flucht dir ins Ohr weil es eh auch eilig hat ... also nee. Nee und nochmals nee.

Da will ich doch einmal sehr, sehr hoffen, daß dann als Counterpart mehr und mehr so Läden entstehen wie z. B. Inges Café in Linz-Urfahr, ein zauberhafter kleiner Laden, im vorderen Teil Greißler mit liebevoll ausgewählter Bio-Ware, allerfeinstem Brot und Backwaren, auch Obst und Gemüse natürlich (wenn ich nur an die Heidelbeeren vom vorigen Jahr denke, hmmmmmm ...), der Chef bedient persönlich und alle sind supernett und freuen sich wenn man reinkommt. Im hinteren Teil des Ladens wird ein Café betrieben, in dem man ein Tagesgericht bekommen kann, Getränke nach Wahl. Alles bio natürlich und dennoch nicht völlig überteuert wie in einem gewissen Laden hier in München der mit b anfängt und mit asic aufhört.

So wünsche ich mir die Läden der Zukunft, da können die Damen und Herren Studenten an ihrer Hektik meinetwegen ersticken, ich geh zum Greißler wo man auch ohne Nyfz und giftigem Handy willkommen ist.