Samstag, 20. Februar 2016

Es kommt halt immer drauf an

Gestern bin ich in Schwabing hinter der Münchner Freiheit am Rewe vorbeigelaufen, da saß ein Sandler in der Kälte, und begrüßte mich mit 'Hallo Chef, mumble mumble ...' Ich so: 'Was haben Sie gesagt?'
Er so: 'Ah sorry, Madame ... '
Hat er mich doch glatt für einen Kerl gehalten!

Das hat mich so gefreut, daß ich seiner Bitte, ihm ein Bier mitzubringen, gleich doppelt entsprochen habe.

Dabei hab ich mich gefragt: Warum mach ich das jetzt gerne, warum tut mir der leid und ich möchte ihm gerne was Gutes tun, aber die blöde Frau vor zwei Wochen in Salzburg, die mich gebeten hatte, ihr ein Waschmittel aus dem Spar mitzubringen, die hab ich gleich angefahren, daß das so nicht geht und war erbost von wegen Unverschämtheit und so.

Wahrscheinlich weil die so frech war, mich gleich geduzt hat, und vor allem weil sie einen auf vertraulich gemacht hat, also erst die Straßenzeitung verkauft, dann ein Gespräch angeknüpft und dann aus heiterem Himmel ein Waschmittel verlangt. Da fühlt man sich überfahren und verarscht.

Dagegen der Sandler, der hat mir ja auch einen Euro mitgeben wollen, also er hat nicht gebettelt, sondern nur gefragt ob ich ihm was mit rausbring, er wollte halt seine Sachen nicht alleine lassen. Vielleicht hatte er auch Hausverbot, wer weiß es schon.
Da denkt man sich natürlich: Was werd ich dem armen Kerl seinen letzten Euro nehmen, natürlich bring ich ihm ein Bier mit, und weil er mich für einen Kerl gehalten hat gleich zwei!

Vielleicht war es auch einfach nur ein schwacher Versuch, wenigstens ein bissl was von dem gutzumachen, was ich an Gusti nicht mehr gutmachen kann ...


Wieder mal reingefallen ...

Gestern hab ich Depp mir doch glatt eine Zeitung gekauft. Die Schlagzeile lockte: Weg mit dem Ballast, erfolgreich entrümpeln!

Und weil ich doch grad verstärkt am Aufräumen bin, hab ich mir, naiv wie ich nun mal bin, Tips erhofft, wie man seine für überflüssig erachteten Besitztümer rasch und möglichst ohne Kosten los wird.

Ja Pfeifendeckel.

Die Investition hätte ich mir sparen können.

Es handelte sich lediglich um 10 Ratschläge einer Dame die zwar in München geboren wurde, aber mittlerweile in London lebt, also von den hiesigen Verhältnissen keine Ahnung (mehr) hat.

Diese Ratschläge waren daher auch sehr allgemein gehalten, z. B. man soll klein anfangen, man soll GLEICH anfangen etc. pp. - also mehr so eine Art Motivationstrip für Leute, die bereits Probleme damit haben, überhaupt ANZUFANGEN mit dem Rausräumen. Von wegen kein Bock und des brauch ich doch noch alles und mein Mann hilft mir nicht und so weiter.

Sehr witzig.

Wo ich nun mit meinem Fernseher hinsoll, den ich alleine nicht tragen kann, den aber auch niemand haben möchte obwohl ich bereits mehrfach versucht habe, ihn zu verschenken (er hat halt keinen Flachbildschirm), bleibt weiterhin ein Rätsel.




Dienstag, 16. Februar 2016

Schichtweise

Sonntag in der Früh hab ich ein bissl Ö1 gehört weil da meist schöne Musik gespielt wird, aber es wird halt auch viel geredet, sehr gerne gibt man sich nachdenklich.

Was an sich ja kein Fehler ist. Aber was mich dabei so anzipft ist wenn die Oberg'scheiten einen auf furchtbar betroffen machen, sich mit allen anderen Menschen gemein machen und proklamieren: WIR verschwenden soviel, WIR müssen uns überlegen, auf was wir alles verzichten können ... JA BLA BLA BLA!

Was die Tante total NICHT am Schirm hatte ist, daß es für SIE und ihre gut verdienenden Kollegen durchaus in Ordnung sein kann, jetzt in der Fastenzeit mal nicht mit dem Auto zu fahren, mal nicht jeden Tag Hunderte von Euro für depperte Klamotten auszugeben etc. pp. aber daß sie das nicht von ALLEN als allgemeine Pflicht zu verlangen hat. 

Die meisten Leut sind nun einmal keine Intellektuellen, das sind ganz normale Menschen, die von klein auf in diese Mühle gezwängt werden, die machen oft mehr schlecht als recht die Schule fertig, dann heiraten sie, kriegen Kinder, bauen ein Haus, haben Schulden - und das sind noch die, denen es 'eh gut' geht. Die haben schon einmal überhaupt keine ZEIT sich Gedanken zu machen über Verzicht, wenn sie kaum die Raten für die Hypothek zammkriegen.

Andere wieder haben entweder einen beschissenen oder garkeinen Job, das sind die, die permanent das Gefühl haben, den Kürzeren zu ziehen, die Trotteln zu sein, das Leben an sich und dessen Freuden im Besonderen vorenthalten zu bekommen.

Und denen wollen die Oberg'scheiten dann mit Verzicht daherkommen?

Na seavas. 

Man kann das Volk nicht permanent gängeln, ihnen stündlich unter dem Deckmantel der Informationspflicht Angst einjagen um sie nur ja bei der Stange zu halten, damit sie sich mit den paar Talern zufriedengeben die sie für die tägliche Maloche bekommen, sie als Dank für ihren unermüdlichen Einsatz mit billigem Pseudofraß abspeisen bis sie und ihre Kinder dick, krank und mit den Nerven am Ende sind und außer Fernsehen und Pizza keine Freude mehr am Leben haben weil ihnen die nie jemand beigebracht hat - und ihnen dann mit VERZICHT kommen.

Da ist dann doch echt alles zu spät.

Wie sagte Ford Prefect so schön: Drink up, the world is going to end ... 

Wenn die Menschen IRGENDWANN einmal lernen können und dürfen, wie sie sich gegenseitig Freude bereiten können, so daß sie sich Stück für Stück wieder richtige Gefühle erlauben, dann müssen sie nicht mehr konsumieren wie die Blöden und auf der Erde umeinandertrampeln bis alles kaputt ist, und dann kommt das mit dem Verzicht ganz von alleine.

Aber huhu, Hochverrat. Da würde die Heilige Wirtschaft nie mitspielen.


Also, liebe Oberg'scheite, wenn ihr was verändern wollt dann hört auf, anderen etwas vorzupredigen was ihr selber noch nicht einmal fertigbringt. Die Lösung ist nicht, von den Leuten zu verlangen, auf dieses und jenes zu verzichten, die Lösung ist vielmehr, dafür zu sorgen, daß die Leute wieder lernen dürfen, auf sich und ihre Seele zu hören, ihre wahren Bedürfnisse zu erkennen. Und diese befriedigt zu bekommen. Nur wer zufrieden ist, ist bereit, sich hier und da auch einmal einschränken zu wollen und mit anderen zu teilen. 






Montag, 15. Februar 2016

Wenn der Herr Reich-Ranicki Kritik übt ...


Ich find's echt sowas von NICHT schade, daß der Mann endlich abgetreten ist.

Lange genug hing das Wohl und Wehe neuer Autoren von der Meinung dieses alten Knackers ab; er und eine Handvoll Wichtigtuer wie dieser Grass haben sich zu Richtern über sämtliche literarische Werke aufgeschwungen, dabei haben sie die meiste Zeit nicht einmal gewußt wie spät es überhaupt ist, geschweige denn daß sie die Bücher, über die sie sich so vollmundig ausließen, überhaupt ordentlich gelesen hatten.

Aber recht g'scheit daherreden.

Grad hab ich mich wieder tüchtig über ihn geärgert - ich bin zufällig über eine Rezension von Heinrich Bölls 'Ansichten eines Clowns' gestolpert, die der Reich-Ranicki irgendwann einmal verbrochen hat und die nach wie vor noch im Netz umeinanderschwebt.

Der Herr Böll ist bereits unsterblich, dem kann er nichts mehr antun, nur noch denen die sein Geschreibsel jetzt lesen und glauben, es stimmt was da steht, weil es ist ja vom Reich-Ranicki.

Klar kann er eine eigene Meinung haben, aber zu behaupten, daß Hans und Marie sich deswegen zerstritten haben, weil Hans die Kinder nicht katholisch erziehen lassen wollte, ist doch echt der Gipfel!!!
Jeder, der das Buch auch nur überflogen hat sollte mitbekommen haben, daß es so sicher nicht war, das wäre ja zu einfach. Sie hat ihn verlassen OBWOHL er sagte: Ok, gut, ganz wie du willst.
Das hab ich früher nämlich nie kapiert. Was genau ihr Problem war.

Sie möchte die Kinder, die ja noch nicht einmal ansatzweise vorhanden waren, es handelte sich um eine rein hypothetische Diskussion, also katholisch erziehen lassen. Er sagt gut, machen wir.
Und sie regt sich auf und verläßt ihn?
Warum?

Irgendwann später im Buch erklärt sie, daß sie sauer war weil Hans nicht aus Überzeugung zugestimmt hat sondern nur um ihr einen Gefallen zu tun.
Wahrscheinlich muß man eine Frau sein, um das zu begreifen.
Oder katholisch.

Was mich auch total geärgert hat war folgende Meldung, ich zitiere:

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Je mehr Böll gegen diese Kreise vorbringt, desto weniger kann ich ihm folgen. Einem der Funktionäre wirft er vor, was dieser gegen Ende des Krieges als vierzehnjähriger Jungvolkführer geäußert und getan hat. Ich bin wahrlich nicht dafür, daß die Geschehnisse jener Jahre in Vergessenheit geraten. Wenn es aber etwas gibt, was man uneingeschränkt verzeihen kann, dann sind es wohl die Taten der Kinder.


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Heast, Kinder bitte? Mit 14? Da weiß man schon SEHR genau was man tut, sollte man zumindest, und was dieser Herbert damals als Jungscharführer veranstaltet hat, das waren keine 'Taten von Kindern' über die man hinterher lächelnd den Kopf schütteln kann wie eine Mutter die sich erinnert wie der Bub sich damals immer die teuren Hosen am Zaun zerrissen hat und sie hat die halbe Nacht flicken müssen weil kein Geld für Neues im Hause war - nein, hier geht es um viel Schlimmeres, und das hat der Herr Rezensor halt wieder mal nicht richtig gelesen: 

Es wird das Bild eines typischen fanatischen Nazis 'mit toten Augen' gezeichnet, eines brutalen, herzlosen jungen Mannes, der sich rückhaltlos dem Gedankengut der Nationalsozialisten hingegeben hat, der auf Schritt und Tritt seine eigenen Schulkameraden angezeigt und somit in Lebensgefahr gebracht hat - u. a. den Hans selber als der grad einmal 10 Jahre alt war. Angezeigt wegen Defätismus. Defätismus bitte! Von einem Zehnjährigen! 

Später dann wollte der liebe Herbert wie so ziemlich alle Nazis auf einmal nichts mehr davon wissen, labert auf spießigen Gesellschaften g'scheit daher und greift gar das Bundesverdienstkreuz ab 'für seine Dienste um die Verbreitung des demokratischen Gedankens in der Jugend'. Zum Kotzen.

So war das, Herr Reich-Ranicki!!!

Ich mein, der Herr Kritiker hat selber in seiner Jugend durch die Nazis schwer gelitten, wie kann er da die Gräueltaten eines solchen Individuums wie dem Herbert als Kindereien abtun, selbst wenn es sich nur um einen erfundenen Character handelt?

Weiters hat er den Herrn Böll GEKANNT, die beiden haben sich in den 50-er Jahren getroffen als Reich-Ranicki von Polen nach Deutschland kam, nichts war und nichts hatte.
Und dennoch schreibt er immer wieder so einen unausgegorenen Mist über ihn. Von wegen er sei 'kein Sprachkünstler gewesen'.
Aber hallo!
Da spricht doch der pure Neid!