Freitag, 15. Juli 2016

Und jeden Tag ein bißchen böser

Dies ist der Titel eines Buches von Ute Erhardt. 'Jeden Tag ein bißchen böser'. Neulich war ich ja mit meiner lieben Freundin Ulrike in Salzburg im Carla in Lehen und wir haben uns gegenseitig Bücher empfohlen.
Dieses Buch wurde mir von Ulli empfohlen und ich habe auch brav angefangen, drin zu lesen.
Aber halt nicht lange.

Im Prinzip ist es ja kein Fehler, die Frauen zu mehr Selbstbewußtsein aufzufordern, manche haben davon wirklich zuwenig und lassen sich von anderen auf der Nase rumtanzen daß es nicht mehr schön ist, nur weil sie von klein auf eingeimpft bekommen haben, daß man als Frau Zurückhaltung zu üben hat und sich bescheiden muß. Wichtig sind die anderen.
Jaha, eh.

Andererseits haben nicht wenige Frauen bereits mehr als genug Unverschämtheit in den Knochen, da muß man sie nicht auch noch bestärken. Vor allem die Kinder heutzutage werden viel zu oft praktisch garnicht mehr erzogen, das Wort Bescheidenheit oder Anstand kennen die wenn überhaupt dann nur mehr aus dem Wörterbuch. Wenn sie da mal reinschauen.

Von daher geht mir echt der Hut hoch wenn ich so einen hirnverbrannten Schwachfug lesen muß wie er hier beispielsweise auf Seite 14 verbreitet wird.
Das Kapitel heißt 'Bitten oder Fordern?'. Und es geht um Erziehung. Das Wort 'Bitte' wird als duckmäuserisch bezeichnet. Wenn ein Kind fordert, trinken zu wollen, und nicht bitte sagt, kriegt es nichts und das wär falsch. Das Kind, so FORDERT die Frau Autorin, sollte nicht angehalten werden, duckmäuserisch bitten zu müssen, es solle lautstark fordern dürfen.
Stolz erzählt uns Frau Erhardt, daß IHRE Tochter auf die Frage nach dem Zauberwort nicht etwa 'Bitte' sagt sondern 'Sofort!!!'.
Tolle Erziehung.

Also meine Oma hat immer gesagt: 'Mit dem Hut in der Hand kommt man durch das ganze Land'. Und damit hatte sie recht. 'Bitte' zu sagen wenn man etwas möchte ist keineswegs ein Zeichen von kriecherischer Unterwürfigkeit, sondern das hat was mit Höflichkeit zu tun. Freundlichkeit im Umgang miteinander. Anstand. Die Würde des anderen achten. Gute Sitten und so. Davon schon einmal was gehört, Frau Erhardt?

Wollen Sie allen Ernstes stolz darauf sein, einen weiteren dieser unverschämten kleinen Kackbratzen aufzuziehen, die in der U-Bahn umeinanderlärmen weil sie grad Bock drauf haben, die mit den dreckigen Schuhen auf den Sitzen umeinandertrampeln weil ihnen das grad Spaß macht, und die sich laut schreiend auf den Boden werfen wenn man mit ihnen aussteigen will weil sie jetzt aber lieber weiterfahren wollen und zwar SOFORT? Viel Spaß dann noch, mit den Früchten Ihrer Erziehung!

Das nächste Ärgernis gleich auf Seite 34. Es geht um das Erkennen und Auflösen von Blockaden. So weit so gut, es mag durchaus so sein, daß die Frau die hier ihren Garten pflegt dadurch vor den wirklichen Problemen in ihrem Leben flüchtet, aber warum soll es grundsätzlich falsch sein, einen Töpferkurs zu besuchen? Was hat DAS bitte mit Ausblendung von Blockaden zu tun? Wenn jemand schon lange gerne töpfern wollte und sich nun die Zeit dafür nimmt, dann ist das doch etwas Wunderbares.

Das Beste jedoch kommt gleich danach: Da behauptet die Frau Autorin doch glatt, lieber als die tonknetend sich selber finden wollenden Damen wäre ihr eine gewisse Paula, die nach zehn Ehejahren mit ihrer elfjährigen (!) Tochter nach England zurückgeht und sich dort einen Toyboy hält. Der hat nix, also muß sie ihn ausführen, macht sie aber gerne weil sie ihn liebt.
'Sie ließ ihn sogar ihr altes Auto verkaufen damit er sie zu einem Urlaub einladen konnte'.

Ich fasse es nicht. Sag mal, Frau Erhardt, merkst du überhaupt was du da für einen Stiefel zusammenschreibst? Auf der einen Seite soll frau sich durchsetzen, soll sich nehmen was sie möchte ohne lange Rücksichten auf andere - aber auf der anderen Seite wär es ok einen Mann auszuhalten, der nichts auf die Reihe kriegt? Nur damit sie was fürs Bett hat? Und damit nicht genug, dann muß sie auch noch Rücksicht auf seinen Stolz nehmen und ihn ihr Auto verkaufen lassen damit er das Gefühl hat, sie in den Urlaub eingeladen zu haben? Mit dem Geld, das er für IHR Auto bekommen hat?

Ja sorry aber wenn der SO blöd ist, daß ihn das besänftigt in seinem rasenden Zorn darüber, sich von einer Frau aushalten lassen zu müssen ... also Kinder bitte, das ist doch höherer Schwachsinn.

Meine Meinung: Wenn eine Frau dafür zahlen soll, daß ein Kerl sich mit ihr abgibt, dann ist das keine Gleichberechtigung sondern eine noch schlimmere Unterwerfung als sie früher von uns Frauen gefordert wurde.

Früher hat man ihm die Hausschuhe und die Pfeife bereitgelegt, das Essen gekocht und ihm das Haus sauber gehalten, aber dafür hat er auch das Geld heimgebracht und sich gekümmert. Heute sollen wir das auch noch selber machen. Ja dann brauchen wir aber auch keinen Mann. Und schon garkeinen, den man dann auch noch durchfüttern muß.

Sorry Ulli, aber den Scheiß kann ich echt nicht weiterlesen, sonst brauch ich in meinem Alter schon Blutdruckpillen, das ist nicht gesund.






Insert Words

Gestern in der U-Bahn hab ich noch gelacht als ich am Monitor die Meldung aufscheinen sah, daß eine alte Dame in Nürnberg die Aufforderung des Künstlers Arthur Köpcke über einem seiner Bilder, nämlich to 'insert words', tatsächlich befolgte und das Bild, das den Ausschnitt eines Kreuzworträtsels zeigt, auszufüllen begann.

Cool, dachte ich mir, das ist interaktive Kunst.

Die im Museum sehen das leider anders. Haben die doch tatsächlich diese uralte Frau angezeigt. Aus versicherungstechnischen Gründen, hieß es.
Nun wird gegen diese arme alte Frau ermittelt wegen gemeinschädlicher Sachbeschädigung.

Hat das wirklich sein müssen?

Ich mein, der Künstler ist tot, dem ist das wurscht, also was soll der Unfug? Wen interessiert denn jetzt noch, wie das Bild aussieht? Man hätte ja einfach so über den Vorfall in der Zeitung berichten können und das Bild so lassen wie es war, dann wäre es eine prima Werbung gewesen für das Museum, und es wären bestimmt jede Menge Leute gekommen um mal zu gucken, was die alte Frau da gemacht hat.

Vielleicht hätte man noch mehr angefangene Kreuzworträtsel außenrumhängen können, gar ein eigenes Kreuzworträtselzimmer eröffnen, wo sich jeder austoben kann wie er meint. Mit Fachmannstreffen wo jeder seine angefangenen Kreuzworträtsel aus der Times mitbringen kann, die er nie zuende gekriegt hat.

Es gibt so viele Möglichkeiten, wie man mit der Situation hätte umgehen können. Der Besitzer des Bildes, höre ich, fand das Ganze auch garnicht so schlimm. Naja, vielleicht wollte er auch nur nicht, daß jeder mitkriegt, daß er achzigtausend Euro für den Blödsinn bezahlt hat.