Sonntag, 29. November 2015

Advent Advent ein Lichtlein brennt - oder Kleider machen Leute

Erst die Tage hab ich mich mit meiner Kollegin unterhalten, es ging konkret um Kreditkarten, meine Kollegin ist ja sehr modern und digital, sie meinte man trägt heutzutage kein Geld mehr mit sich rum, das geht alles mit Karte. Ich entgegnete, daß ich die Karten zwar praktisch finde aber halt doch immer sehr besorgt bin ob sie auch funktionieren, weil es unendlich peinlich wird, wenn sie das NICHT tun.

Erst voriges Jahr im Herbst war wieder sowas, da steh ich in Wien im Wein&Co und die Karte geht nicht. Also mußte ich mit Geld zahlen. Was hätte ich gemacht, wenn ich keins dabeigehabt hätte? Blöd geschaut.

Dann im Hotel: Geht sie wieder nicht!
Dann aber den Göttern sei Dank schon.
SCHNAUF!!!

Steht jemand im Anzug oder im Kostüm an der Hotelrezeption und die Kreditkarte geht nicht, dann ist da sicher die Karte defekt und man wird das mit der Bank regeln.
Stehe dagegen ICH an der Hotelrezeption und die Karte geht nicht, dann kann ich froh sein, wenn nicht gleich die Polizei gerufen wird weil ich halt meist eher bequem und praktisch angezogen bin.

Gestern war drüben im Pfarrsaal von St. Gertrud ein Bazar, hab ich mir gedacht schaust mal rein, ob sie was Nettes haben. Nun ist ja ein Kirchenbazar etwas, wo vorwiegend alte Damen hingehen, also latscht man halt los mit dem was man grad anhat. Mütze auf weil's schneit, fertig ist der Winter-Ev.

Hab auch einen sehr netten Adventskranz gefunden, jaja ich werde alt, ich hab mir noch NIE einen Adventskranz gekauft, aber dieses Jahr ist mir einfach danach.
Eine der Damen dann so zu mir: Ich mach Ihnen das billiger, es ist ja eh ein kleiner Kranz, die kosten sowieso nur 15 Euro.
Gut, dachte ich, soll mir recht sein.
Hörte sie noch hinter mir mit der anderen Dame tuscheln 'pspsps billiger gemacht weil pspsps eine von denen pspsps ...'
Als ich dann bezahlt hatte und mit meiner Beute von dannen ziehen wollte, fing die Tante gleich nochmal an: Ja, also, ich hab Ihnen das jetzt billiger gemacht, ich hoffe ich krieg da keinen Ärger ...

Am liebsten hätte ich ihr die drei Euro hingeknallt, also echt! Was wollte die jetzt von mir, einen Kniefall? Ich mein, ich hab doch nicht drum gebeten, daß man mir drei Euro erläßt, ich hätte auch 18 gezahlt, die Kränze waren eh schön und im Blumenladen zahlt man viel mehr.
Also was sollte das?

Hat die am Ende gedacht ich bin arm weil ich so schäbig daherkam? Und daß ich mich tierisch freue und gleich anbiete, ihnen bei der Kuchenausgabe zu helfen oder so?
Das ist wieder SO typisch für die Katholischen. Da haben sie mal ein gutes Werk getan, aber wehe sie werden nicht doppelt und dreifach gewürdigt dafür, dann macht es ihnen gleich keinen Spaß mehr.

Der Adventskranz ist trotzdem sehr schön!





Freitag, 27. November 2015

Das Theater um den verlorenen Sohn hat mir damals schon nicht gepaßt ...

... weil ich es einfach ungerecht finde, wenn jemand die ganze Zeit Scheiß baut und dann macht er einen auf reuiger Sünder, ist EINMAL gut drauf und brav, und schon wird er gestreichelt und gelobt und ist der Allerliebste und der Beste - und die, die die ganze Zeit ok drauf waren und ihr Sach ordentlich erledigt haben, sind die Deppen.

Damals in der Grundschule hatten wir den Herrn Rektor Döring. Gut, er war wohl mit zwei ersten Klassen die jeweils über 40 Schüler umfaßten, leicht überfordert, immerhin war er damals schon uralt, eigentlich schon in Pension und so ganz nebenbei noch der Rektor der Schule.
Aber ich fand es dennoch sowas von nicht in Ordnung, daß er immer wieder Süßigkeiten und andere Belohnungen für den ausgelobt hat, der am brävsten war, und wer hat die dann JEDES MAL bekommen? Irgendein Rowdy der es an DIESEM Tag einmal geschafft hat, sich NICHT danebenzubenehmen. Die wirklich braven stillen Kinder wie ich eins war, die haben NIE etwas bekommen, die hat der garnicht GESEHEN.
Ich trau mich wetten, daß es dem Kerl nicht einmal aufgefallen ist, daß ich schon lange lesen und schreiben konnte als ich in seine Klasse kam und mich zwei Jahre lang TÖDLICH gelangweilt habe während er sich mit den Kindern abgeplagt hat, die in der zweiten Klasse noch keinen Buchstaben vom anderen unterscheiden konnten.

Dann die AOK. Hat ein Prämienprogramm entwickelt. Da kann man Punkte sammeln indem man gesundheitsschädliche Angewohnheiten ablegt, z. B. man hört das Rauchen auf, nimmt ein paar Kilo ab, geht nachweislich regelmäßig ins Fitneßcenter etc.
Aber was ist mit den Leuten, die eh nicht mehr rauchen weil sie sich das selber abgewöhnt haben? Mit den Leuten die regelmäßig ins Schwimmbad gehen auch ohne dafür jedesmal einen Stempel zu kassieren weil sie eben nun mal nicht der Typ für Vereine oder Fitneßcenter sind? Mit den Leuten, die eh auf ihre Gesundheit achten und daher nicht abnehmen müssen weil sie nicht SO furchtbar dick sind sondern nur ein bissl moppelig? Die kriegen keine Punkte und somit keine Prämien, die sind die Blöden und stehen bei der AOK am Ende noch als die Bösen da weil sie keine vollgestempelten Büchlein nachzuweisen haben?
Unfair!!!

Der neueste Trend ist offenbar das Weglassen. Wir lassen das Handy aus, wir drehen die Heizung herunter, wir kaufen keinen unnötigen Schrott bzw. verschenken alles, was wir nicht unbedingt brauchen, wir benutzen keinen Wäschetrockner und keine Mikrowelle mehr und so weiter und so fort.

Wobei es hier zu den seltsamsten Auswüchsen kommt. Ein bekannter Kabarettist aus Wien hat unlängst beschlossen, daß er so leben möchte wie in den Siebzigern. Er fragt sich, wozu wir die ganze Technologie brauchen, er möchte für sich einmal dokumentieren, wie das ist wenn man darauf verzichtet, vor allem auf das Internet - und möchte dann einen Videoblog darüber machen. Autsch.

Er möchte sein Auto auch nur noch dann benutzen, wenn er es braucht. Ja eh klar. Wenn man es nicht braucht, warum sollte man es dann benutzen? Weil der Motor so schön brummt, da kann man besser schlafen? Oida! Die Kunst ist doch, etwas durchaus brauchen zu können und es DENNOCH NICHT zu benutzen. Handy findet er unnötig, aber er schaut schon nach dem Zugfahrplan am Smartphone. Und damit es auch jeder mitbekommt was er für ein nachdenkliches Kerlchen ist, schreibt er (läßt er schreiben ...) auch noch ein Buch darüber und vertreibt es ... im Internet. So schließt sich der Kreis.

In Frankreich läuft gerade die Aktion 'Familles à énergie positive' wo sich Menschen mit ihren Nachbarn oder halt Leuten in der Nähe zu kleinen Gruppen zusammenschließen (lassen) und dann kramt jeder die Rechnung vom vorigen Jahr raus und guckt, daß er um mindestens 8 % weniger Energie verbraucht als zuvor. Indem er eben mit Deckel kocht, die Heizung runterdreht, keinen Wäschetrockner ... siehe oben.

Finde ich eine prima Idee, zusammen macht es mehr Spaß und motiviert.
Nur - was würden dann Leute wie ich machen? Ich hatte nie einen Wäschetrockner weil ich den Nutzen eines solchen nie verstanden habe. Ich häng die Wäsche halt irgendwohin, die trocknet so auch und wenn es schneller gehen soll dann kommt das Leiberl eben über die Heizung und am nächsten Tag kann man es schon wieder anziehn! Mikrowelle? Keine Ahnung wie die funktioniert, außerdem ist sie giftig. Spülmaschine? Haha, ja in der Wohnung in der Schertlinstraße damals war eine drin, und einer von Gustis Kumpels wollte die mal andrehen und hat Spülmittel rein. Frage nicht. Die ganze Küche voller Schaum. Das war das erste und einzige Mal, daß in meinem Haushalt eine Spülmaschine benutzt wurde.
Fernsehen? Ich hab zwar zwei Stück, benutze aber höchst selten einen davon, weil ich mittlerweile fast nur noch am Chromebook fernsehe. Den großen Kasten nehm ich noch her wenn ich DVDs schaue. Oder wenn wirklich in dem Moment, wo ich Lust auf Fernsehen habe, auch in den am Fernseher verfügbaren Kanälen was kommt. Was äußerst selten ist.
Kochen? Ja, gibt's. Bei anderen. Ich wärme mir ab und an ein Supperl auf und mach mir einen Beutel Reis dazu, das war's dann auch schon wieder.
Auto? Ich hab nicht einmal einen Führerschein und das ist ganz sicher auch besser so. Für alle.

Wie sollte ich noch Energie sparen? Nur noch einmal die Woche Radio bzw. CD hören? Die Heizung ganz abdrehen? Ich wäre wieder mal der Schrecken jeder Gruppe, so wie damals beim Schulsport wenn ich beim Handball als letzte übrigblieb und die Mannschaft, der ich dann zugeteilt wurde, aufseufzte: Och nee, die Neumann ... (so hieß ich damals).

Vielleicht sollte ich einfach mal ein sehr böses und gleichzeitig lukratives Verbrechen begehen - und es hinterher wort- und gestenreich bereuen. Dann hab ich mich saniert und werde darüber hinaus gelobt, als gutes Beispiel hingestellt und krieg auch mal was. Aber bei meinem Glück sind das dann lediglich ein paar Jahre Häfn ...




Samstag, 14. November 2015

Warum muß Einkaufen so stressig sein?

Ich hab ja garnix gegen Supermärkte, im Gegenteil.
Mir fehlen sie nicht unbedingt, die kleinen Greißler, wo man ewig anstehen mußte bis die Damen mal ausgeratscht hatten und man selbst an der Reihe war, ausgefratschelt zu werden.
Geheuchelte Anteilnahme, kaum verhohlene Neugier, und kaum ist man draußen wird eifrig alles durchgehechelt was man von sich gegeben hat.
Hachja, nein, also das muß man nicht unbedingt mehr haben.

Es ist auch durchaus kein Fehler, wenn das Warenangebot ein bissl größer ist als Fleisch, Wurst, Käse, Joghurt, Eier, Zucker, Mehl und ein paar Konserven.

Aber WHY OH WHY muß man dann an der Kassa so eine Hektik betreiben?

Da wird der Kunde einerseits mit ausgeklügelten Systemen so lange im Laden gehalten wie nur möglich, man führt ihn an der Nase herum im Zickzack durch den gesamten Laden, räumt immer wieder um damit er nur ja nicht von A nach B und dann schnurstracks zur Kassa marschieren kann weil er eh weiß was er will und wo er es findet, es wird einschmeichelnde Musik (oder was man dafür hält) gespielt damit er sich nur ja wohl fühlt und ein bissl rumstöbert ... aber kaum hat er bezahlt ist er nur noch ein Störenfried und hat sofort das Feld zu räumen, der nächste Kunde drängt nach, dessen Waren vermischen sich bereits mit dem soeben Erstandenen, da hat man das Geldbörserl noch nicht einmal verräumt.

Kinder, so geht das nicht.
Ich hab nun einmal keine vier Hände und ich werd mir auch keine zusätzlichen Greifer wachsen lassen nur damit es euch schnell genug geht.

Es GIBT ja Mittel und Wege, diesen Streß an der Kassa zu vermeiden, warum geht man sie nicht?

Eine Zeitlang sah ich in dem einen oder anderen Supermarkt junge Aushilfen, die sich etwas dazuverdienten indem sie die Einkäufe einpackten während der Kunde zahlte. Nette Idee, nur handelte es sich hierbei meist um Kinder die keine Ahnung hatten und man fand dann zuhause bald einmal die Eier unter den Erdäpfeln, um es etwas überspitzt auszudrücken.
Also, ich pack schon gerne selber ein.

Wenn man einen Wagen mitführt, dann kann man die Waren sehr rasch wieder in selbigen zurückbefördern, und nach dem Zahlvorgang zieht man sich in einen Winkel zurück (soweit vorhanden) und packt in Ruhe ein, das kann man machen.
Aber wer nimmt einen Wagen wenn er nur mal grad einen Beutel Trauben und einen Beutel Mandarinen erstehen möchte?
Also ich nicht.
Grad vorhin genauso passiert:
Ich gehe mit den beiden Beuteln Obst an die Kassa, zahle, und noch während ich das Rückgeld in den Geldbeutel zurückstecke, drängt mich der Wagen meiner Nachfolger zur Seite und deren Waren ergießen sich über meine Einkäufe.
Ja sorry daß es mich gibt!!!

Warum zum Teufel stellen sich die Supermärkte nicht wenigstens so Kassen auf wie bei einem bekannten Drogeriemarkt? Mit diesem divider? Da kann dann wenigstens einer seine Sachen noch wegpacken während man bereits den nächsten abkassiert. Es GEHT doch, also warum macht man es nicht??????????????????????


Gueules cassées

Neulich hab ich in 'Nous Deux' gelesen, daß man in Frankreichs Supermärkten kleine krumme Gurken, verformte Äpfel, zu kleine Möhren, verbogene Birnen - kurz, all das Obst und Gemüse, das bisher bereits vorab aussortiert und weggeworfen wurde weil man es schlecht verpacken konnte und 'es dann eh keiner kauft', nun billiger im Supermarkt kaufen kann.

Diese kleinen, krummen Öbste und Gemüse nennen sie pikanterweise 'Gueules cassées', ein Term der damals für die Überlebenden des ersten Weltkriegs geprägt wurde, die tatsächlich mit 'eingeschlagener Fresse' herumhinken mußten. Woran natürlich wir bösen Deutschen wieder schuld waren aber das nur am Rande.

Die modernen 'gueules cassées' werden mit einem kleinen grünen Aufkleber gekennzeichnet der einen Apfel mit zahnlosem Grinsen zeigt (einen Zahn hat er noch), ganz wie die tapferen Veteranen damals, und sie kosten dann mindestens 30% weniger als das 'schöne' Obst.

Och! hab ich mir gedacht.
Wenn wir doch auch sowas hätten in Deutschland!

Also hab ich mich informiert und lese nun, daß es bei uns auch Initiativen in diese Richtung gibt, aber mit billiger geht hierzulande natürlich garnix:

Es gibt zum einen die 'Gemüseretterbox', da bekommt man in selbstgewählten Intervallen (wöchentlich, zweiwöchentlich, whatever) freitags zwischen 9 und 12 Uhr ein Kisterl mit 5 kg Gemüse um 20 Euro angeliefert. Nette Idee, aber wer ist um die Zeit schon zuhause und vor allem: Wo ist der Anreiz? Deppert zahlen kann ich mich im Laden auch, da muß ich nicht den halben Tag daheim hocken und warten bis die Leut amal hergehn mit ihren teuren Kastln.

Weiters hab ich eine Seite entdecken können auf der eine Gruppe von Studenten groß und breit darlegt, wie sie mit Hilfe einer Agentur, die auch gleich auf ihre Seite verlinkt, ein schönes Projekt gestartet haben, das bei den Leuten die Sensibilität in Richtung: Warum werfen wir Obst und Gemüse weg nur weil es nicht genormt ist, hm??? lenken soll.
Aber es gibt, wenn überhaupt, einen Laden dazu nur in Berlin, also man bekommt keinerlei Info, wo man denn die armen Außenseiter nun eigentlich erstehen könnte.
Auch wieder nix.

In Österreich kann man seit ca. 2 Jahren bei Billa und Merkur 'Wunderlinge' kaufen, das sind unsere 'gueules cassées' die dort neben dem 'normalen' Obst und Gemüse angeboten werden, nur eben billiger. Genau wie in Frankreich. Geht also!

In Deutschland hat wohl die eine oder andere große Supermarktkette Versuche in diese Richtung gestartet, aber irgendwie geht das Ganze so zögerlich, wenn überhaupt, voran, daß ich bisher noch nichts davon mitbekommen habe. Begründung: Naja, das 'kaputte' Zeuch wird ja eh schon vermarktet, das kommt halt dann zergatscht in die Dose oder wird als Tiefkühlware zerschnippelt.
Aha.

Man darf also weiterhin gespannt bleiben.