Montag, 15. Februar 2016
Wenn der Herr Reich-Ranicki Kritik übt ...
Ich find's echt sowas von NICHT schade, daß der Mann endlich abgetreten ist.
Lange genug hing das Wohl und Wehe neuer Autoren von der Meinung dieses alten Knackers ab; er und eine Handvoll Wichtigtuer wie dieser Grass haben sich zu Richtern über sämtliche literarische Werke aufgeschwungen, dabei haben sie die meiste Zeit nicht einmal gewußt wie spät es überhaupt ist, geschweige denn daß sie die Bücher, über die sie sich so vollmundig ausließen, überhaupt ordentlich gelesen hatten.
Aber recht g'scheit daherreden.
Grad hab ich mich wieder tüchtig über ihn geärgert - ich bin zufällig über eine Rezension von Heinrich Bölls 'Ansichten eines Clowns' gestolpert, die der Reich-Ranicki irgendwann einmal verbrochen hat und die nach wie vor noch im Netz umeinanderschwebt.
Der Herr Böll ist bereits unsterblich, dem kann er nichts mehr antun, nur noch denen die sein Geschreibsel jetzt lesen und glauben, es stimmt was da steht, weil es ist ja vom Reich-Ranicki.
Klar kann er eine eigene Meinung haben, aber zu behaupten, daß Hans und Marie sich deswegen zerstritten haben, weil Hans die Kinder nicht katholisch erziehen lassen wollte, ist doch echt der Gipfel!!!
Jeder, der das Buch auch nur überflogen hat sollte mitbekommen haben, daß es so sicher nicht war, das wäre ja zu einfach. Sie hat ihn verlassen OBWOHL er sagte: Ok, gut, ganz wie du willst.
Das hab ich früher nämlich nie kapiert. Was genau ihr Problem war.
Sie möchte die Kinder, die ja noch nicht einmal ansatzweise vorhanden waren, es handelte sich um eine rein hypothetische Diskussion, also katholisch erziehen lassen. Er sagt gut, machen wir.
Und sie regt sich auf und verläßt ihn?
Warum?
Irgendwann später im Buch erklärt sie, daß sie sauer war weil Hans nicht aus Überzeugung zugestimmt hat sondern nur um ihr einen Gefallen zu tun.
Wahrscheinlich muß man eine Frau sein, um das zu begreifen.
Oder katholisch.
Was mich auch total geärgert hat war folgende Meldung, ich zitiere:
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Je mehr Böll gegen diese Kreise vorbringt, desto weniger kann ich ihm folgen. Einem der Funktionäre wirft er vor, was dieser gegen Ende des Krieges als vierzehnjähriger Jungvolkführer geäußert und getan hat. Ich bin wahrlich nicht dafür, daß die Geschehnisse jener Jahre in Vergessenheit geraten. Wenn es aber etwas gibt, was man uneingeschränkt verzeihen kann, dann sind es wohl die Taten der Kinder.
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Heast, Kinder bitte? Mit 14? Da weiß man schon SEHR genau was man tut, sollte man zumindest, und was dieser Herbert damals als Jungscharführer veranstaltet hat, das waren keine 'Taten von Kindern' über die man hinterher lächelnd den Kopf schütteln kann wie eine Mutter die sich erinnert wie der Bub sich damals immer die teuren Hosen am Zaun zerrissen hat und sie hat die halbe Nacht flicken müssen weil kein Geld für Neues im Hause war - nein, hier geht es um viel Schlimmeres, und das hat der Herr Rezensor halt wieder mal nicht richtig gelesen:
Es wird das Bild eines typischen fanatischen Nazis 'mit toten Augen' gezeichnet, eines brutalen, herzlosen jungen Mannes, der sich rückhaltlos dem Gedankengut der Nationalsozialisten hingegeben hat, der auf Schritt und Tritt seine eigenen Schulkameraden angezeigt und somit in Lebensgefahr gebracht hat - u. a. den Hans selber als der grad einmal 10 Jahre alt war. Angezeigt wegen Defätismus. Defätismus bitte! Von einem Zehnjährigen!
Später dann wollte der liebe Herbert wie so ziemlich alle Nazis auf einmal nichts mehr davon wissen, labert auf spießigen Gesellschaften g'scheit daher und greift gar das Bundesverdienstkreuz ab 'für seine Dienste um die Verbreitung des demokratischen Gedankens in der Jugend'. Zum Kotzen.
So war das, Herr Reich-Ranicki!!!
Ich mein, der Herr Kritiker hat selber in seiner Jugend durch die Nazis schwer gelitten, wie kann er da die Gräueltaten eines solchen Individuums wie dem Herbert als Kindereien abtun, selbst wenn es sich nur um einen erfundenen Character handelt?
Weiters hat er den Herrn Böll GEKANNT, die beiden haben sich in den 50-er Jahren getroffen als Reich-Ranicki von Polen nach Deutschland kam, nichts war und nichts hatte.
Und dennoch schreibt er immer wieder so einen unausgegorenen Mist über ihn. Von wegen er sei 'kein Sprachkünstler gewesen'.
Aber hallo!
Da spricht doch der pure Neid!
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Evi, wieder tolle Blog Einträge und so ein nettes Foto vom Gusti . Gefällt mir sehr gut ..
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